Kathrin Knodel

Auf alle Fälle einen Hahn im Kofferraum

Eheschließungen sind ein universell beobachtetes Phänomen. Genauso universell wie die Tatsache, dass Verwandtschaft, genauer gesagt Filiation, soziale Ordnung auf die eine oder andere Art und Weise strukturiert. Die Ethnologie begriff das Verstehen von Verwandtschaftssystemen lange Zeit als einen ihrer Hauptgegenstände, innerhalb dem wiederum Heiratsallianzen im Zentrum stehen. Als solche waren sie schon früh im Blick der Ethnologie. Einige, wenn auch die Minderheit der Ethnologen, gaben den durch Heirat entstandenen Beziehungen in ihrer Bedeutung sogar den Vorzug vor der Filiation. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Allianztheorie gehört etwa Lévi-Strauss (1949). Er hat sich insgesamt sehr stark der Analyse und Strukturierung von Verwandtschaftssystemen gewidmet. So führte er Heiraten auf das Inzestverbot zurück. Was die Wahl möglicher Heiratspartner anbelangt, kennen viele Gesellschaften Heiratsgebote wie auch -verbote und die Regel der Exogamie oder der Endogamie. Genau in dieser Notwendigkeit, sich für die existenzielle Aufgabe der Eheschließung an Andere, an Fremde zu richten, sieht er einen der Ursprünge für die Gabe, den Austausch und die Reziprozität, die diesen Prozess begleiten.